Über uns

Wer sind wir
 
Wir sind eine vielfältige kleine Hamburger Gruppe von Menschen im Alter von Anfang 20 bis Mitte 70. Antikapitalistisch ausgerichtet, sehen wir uns als Teil einer globalen Klimagerechtigkeitsbewegung von unten. Wir setzen uns für Klimagerechtigkeit und einen radikalen Systemwechsel ein. Durch widerständige und ausdrucksstarke Aktionen wollen wir für ein gutes Leben für alle streiten.
Einer der Grundbausteine für eine Gesellschaft, in der ein gutes Leben für alle möglich ist, muss eine solidarische, menschenfreundliche und mitweltverträgliche Energieversorgung von unten sein. Die Überwindung der Nutzung aller nicht nachwachsenden Energieträger (dazu zählt auch Atomkraft) ist dafür unbedingt notwendig. Aber die Energieproduktion, -versorgung und -nutzung kann nicht losgelöst von den gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen geändert werden und ist stark vom herrschenden kapitalistischen Wirtschaftssystem geprägt.
 
Deshalb setzen wir uns für die Überwindung jeglicher Herrschafts- und Ungerechtigkeitsverhältnisse, Diskriminierung und Ausbeutung ein. Daran arbeiten wir nicht nur auf gesellschaftlicher Ebene, indem wir immer wieder versuchen, die Zusammenhänge der Ungerechtigkeiten deutlich zu machen, sondern auch im persönlichen Miteinander und in unserer Gruppenkultur. Es ist uns wichtig, dass unsere Gruppe, aber auch soziale Bewegungen insgesamt, ein Lernraum für utopische Beziehungsweisen aber auch diverse praktische Fähigkeiten sein können. Deshalb liegt uns Fehlerfreundlichkeit am Herzen, und auch darin entsprechen wir unseren eigenen Ansprüchen und Wünschen oft nicht.
 
Was machen wir
 
Wir stellen uns aktiv mit verschiedenen Aktionsformen den Ursachen der fortschreitenden Klimakrise entgegen und stören die zerstörerische Normalität der fossilen Energieproduktion.
Das kann von öffentlichkeitswirksamen Interventionen in der Innenstadt bis zum Eingriff in klimaschädliche Prozesse in Form von Blockadeaktionen reichen. Dazu vernetzen wir uns lokal und überregional mit anderen Gruppen und beteiligen uns als Bezugsgruppe an größeren Aktionen. Dabei kann es schon mal vorkommen, dass wir die Grenzen der Legalität übertreten, um für legitime Bedürfnisse und existenzielle Rechte einzutreten und die Machenschaften multinationaler Konzerne anzuprangern. Wir sind davon überzeugt, dass das Überschreiten von Gesetzen notwendig ist. Denn auf parlamentarische Entscheidungen können wir uns offensichtlich nicht verlassen, wenn wir die Klimakrise noch eindämmen oder einen global gerechten, solidarischen Umgang mit ihren Folgen erreichen wollen.
 
Bei all unseren Aktionsformen wollen wir den Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Klimakrise  verdeutlichen und zum Aufbau einer widerständigen antikapitalistischen Klimabewegung beitragen. Dazu zählt für uns auch die inhaltlich Debatte.  Es ist uns wichtig, als Gruppe Räume zu haben,  um uns gemeinsam auszutauschen, miteinander zu lernen, uns über die  Utopie einer solidarischen Zukunft Gedanken zu machen, um die Gesellschaft neu  zu denken.
 
Wir sind solidarisch mit allen emanzipatorischen Gruppen und Akteur*innen, die das kapitalistische System von anderen Seiten attackieren. Nur gemeinsam können wir es überwinden und dafür schließen wir uns immer wieder mit anderen zusammen, bilden Banden. Dabei sind uns anarchistische Kleingruppen und FridaysForFuture gleichermaßen sympathisch.
 
Uns ist der Abbau von (informellen) Hierarchien (formelle gibt es nicht (-; ) innerhalb der Gruppe sehr wichtig und wir organisieren immer wieder Skillshares und Workshops, um Wissen und Fähigkeiten in unserer Gruppe und darüber hinaus zu teilen. Dazu gehören für uns auch die Auseinandersetzung mit Diskriminierungen, gegenseitige Unterstützung und gelegentlich etwas Spaß: Wir bemühen uns um besonders hübsche Transparente und legen verhältnismäßig großen Wert auf unsere Tanzkaraoke-Moves. Die beste Grundlage für einen konstruktiven Umgang mit Konflikten.
 
Warum sind wir gegen das bestehende und was ist eigentlich das „System“?
 
„Der Kapitalismus“ als System ist eine Gesellschaftsform, in der die Anhäufung von Kapital die höchste Priorität hat. Moralische gesellschaftliche Entscheidungen sind dabei immer zweitrangig, auch wenn sich das für die meisten Menschen falsch anfühlt – der Profit entscheidet. Alles andere muss in diesem System hart erkämpft werden und die staatliche Politik steht dabei in den meisten Fällen eher auf der Seite der herrschenden Wirtschaftsordnung. Die basiert auf der Ideologie, dass unendliches Wachstum möglich und notwendig für Fortschritt sei.
        
Die Ausbeutung von Mensch und Natur um jeden Preis ist dabei so alt wie der Kapitalismus selbst – und der Widerstand dagegen: Denn dieses System ist weder tragbar für einen  Planeten mit endlichen Ressourcen, noch entspricht er unseren Ansprüchen an eine gerechte Gesellschaft, in der alle Menschen die gleichen Möglichkeiten zur Teilhabe haben sollen. An der Ungerechtigkeit ändert auch ein sogenannter „grüner Kapitalismus“ nichts – Greenwashing macht die bestehenden Herrschaftsformen unsichtbar, verschiebt die Probleme woanders hin, hält an bestehenden Herrschaftsverhältnissen fest und versucht sie zu rechtfertigen.
 
Die Klimakatastrophe ist ein Symptom  der kapitalistischen, patriarchalen, rassistischen Herrschaftsstrukturen, die unsere Gesellschaft seit Jahrhunderten formen. Deshalb braucht es eine grundlegende Veränderung unseres Miteinanders auf allen Ebenen. Die Verknüpfung der patriarchalen, sexistischen Strukturen und die Spuren des Kolonialismus sowie der  weißen Vorherrschaft mit dem Kapitalismus machen deutlich, dass es uns in unserem gemeinsamen Wunsch nach einer gerechten Gesellschaft nur lähmt, diese Themen gegeneinander auszuspielen.
 
Kein Kapitalismus, was dann?
 
Wir wollen nicht nur gegen die herrschenden Verhältnisse kämpfen, sondern auch von einer besseren  Welt träumen und überlegen, wie wir dorthin kommen. Dabei wollen wir weder fertige Bilder einer Zukunft malen noch haben wir den Anspruch, eine einheitliche Position innerhalb der Gruppe zu haben.  Trotzdem finden wir es wichtig, uns über Utopien als Kompass  unserer alltäglichen Praxis auszutauschen und gemeinsam die Überzeugung wach zu halten, dass ein anderes Zusammenleben möglich ist. Einig sind wir uns im Wunsch nach einer Welt, in der viele Welten Platz haben, weshalb sich viele unserer Diskussionen um diverse normierende Herrschaftsformen und deren Überwindung drehen. Bei der Rolle, die Staat und Privateigentum in einer global solidarischen Gesellschaft und auf dem Weg dahin spielen, sind wir uns dagegen nicht so ganz einig aber hoffen sehr, gemeinsam mit vielen anderen fragend weiter voran zu schreiten. Inspirierend finden wir auf unserer utopischen Suche die kurdische und die zapatistische Bewegung, anarchistische Ideen und historische Momente wie die Pariser Kommune.
        
Alles weitere vielleicht bei ’ner Limo.
 
Gegenstrom Hamburg, Februar 2022
 

Die Geschichte von Gegenstrom Hamburg:

Gegenstrom08: Im Rahmen des gemeinsamen Antira- und  Klimacamps 2008 in Hamburg wurde die Kampagne Gegenstrom08 konzipiert. Im Rahmen des Camps kam es zu einer Bauplatzbesetzung des Kohlekraftwerks Moornburg. Die Initiative setzte sich für eine entschädigungslose Enteignung der Energiekonzerne und den Einstieg in eine demokratisch kontrollierte ökologische und soziale Energieversorgung ein.
Mehr Infos unter: http://www.gegenstrom08.net/

Gegenstrom13: Das Bündnis Gegenstrom13 gründete sich um im Rahmen einer Hafenblockade auf die zerstörerischen sozioökonomischen als auch ökologischen Bedingungen und Folgen des Abbaus und der Förderung von Steinkohle aufmerksam zu machen.
Mehr Infos unter: https://www.gegenstrom13.de/